Zu pflegender Mensch
Im folgenden Telefonat zwischen Marga Brink und dem ambulanten Pflegedienst "Sonnenschein" wird die Perspektive der zu Pflegenden Marga Brink aufgegriffen, mit der sich die Auszubildenden auseinandersetzen.
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Wir befinden uns im Büro von Micheal Meyer, dem Pflegedienstleiter des ambulanten Pflegdienstes "Sonnenschein". Herr Meyer ruft Frau Brink bezüglich eines Beratungsgespräches für eine zukünftige Leistungsanpassung an.
*Telefonklingeln*
MB: Brink, Marga Brink.
PD: Schönen guten Tag Frau Brink, mein Name ist Michael Meyer vom ambulanten Pflegedienst „Sonnenschein“. Ich wünsche Ihnen einen schönen guten Morgen! *lächelnd*
MB: Ja, hallo. Hallo, Herr Meyer. *stöhnt erschöpft*
PD: Frau Brink, was ist los bei Ihnen, alles gut?
MB: Ach, Herr Meyer, Sie wissen doch, ab einem gewissen Alter ist man ja einfach anfällig für Krankheiten. Nach meinem Schlaganfall, im vergangenen Jahr, komme ich einfach nicht mehr auf die Beine und ich hab´ auch schreckliche Angst zu stürzen, wissen Sie? Das ist mir jetzt zweimal passiert und daher bleibe ich hier auch einfach lieber im Haus und geh´ dann eben nur noch die nötigsten Wege. Gott sei Dank, ist immer wer hier, hier bei uns. Einmal rufen, Herr Meyer, und dann kommt auch schon gleich jemand, wenn mal was ist.
PD: Ja, ja das... das hörte ich schon, Frau Brink. Ich rufe an, um zu hören, ob wir als ihr Pflegedienst, ein umfassendes Unterstützungsangebot machen können. Wir kommen ja bereits schon dreimal täglich zu Ihnen, um Ihnen das Insulin zu injizieren und natürlich die morgendliche Körperpflege zu übernehmen. Welche Hilfe benötigen Sie denn ansonsten noch?
MB: Ja, ja genau, aber die Körperpflege, wissen Sie, das macht auch oftmals schon meine Schwiegertochter. Die, da bin ich auch ganz dankbar drüber, die ist hier immer da und die Isolde, die... die kommt hier am Morgen und da müssen jetzt auch nicht Ihre lieben Kollegen vom Pflegedienst, da...die warten ja dann auch und die müssen ja hier her fahren und das ist ein langer Weg und die lange Anreise hier zu uns und… Isolde ist hier auf´m Hof und die, die kann ich morgens fragen, und dann, dann macht die das auch.
PD: Okay, das verstehe ich natürlich Frau Brink aber wir können auch nochmal über die Uhrzeit sprechen, ne? Also, wenn wir morgens circa bei Ihnen sind und die Tourenplanung dementsprechend anpassen, sodass Ihre Schwiegertochter die morgendliche Versorgung nicht unbedingt übernehmen muss. Dafür sind wir ja im Endeffekt auch da, ja? Und das haben wir ja auch im letzten Jahr mit dem Versorgungsplan auch schon vereinbart. Das heißt, vor diesem Hintergrund, möchten wir natürlich, dass Isolde, dadurch dass sie ja auch arbeitet, die morgendliche Versorgung nicht unbedingt übernehmen muss. Hat sich denn sonst noch etwas bei Ihnen verändert?
MB: Ja ja, die Isolde, die arbeitet nicht mehr so viel, wissen sie? Sie ...sie ist jetzt wieder mehr zuhause…, weil mein Mann --den haben´se...ich weiß gar nicht, haben sie den schon mal gesehen, das weiß ich jetzt gar nicht--, der versteht das auch nicht so wirklich. Der... der sieht das hier auch nicht, was hier so tagsüber ist und ich, dass ich hier gar nicht autonom sein kann, und ich hab einfach so große Angst zu stürzen und da bleibe ich hier in meinem Sessel, sitz ich ja jetzt auch gerade hier, sitz, bleibe ich sitzen und denn stricke ich hier meine Socken. Und ...ähm... Ausgehen das, das tue ich ja schon lange nicht mehr. Mein Mann der hat immer gut reden, der kommt hier immer zu unter Leute und kann hier den ganzen Tag auf´m Hof sein und ...ähm... und unser Sohn der ist dann immer da und bei ihm. Und naja, da bin ich schon ganz dankbar, dass…, dass sich die Isolde dann auch entschieden hat hier weniger zu arbeiten. Und meinem Mann, dem passt das so auch ganz gut, wissen Sie? Der sagt immer: „So lange wir hier noch, noch ganz alleine zurechtkommen können, da brauchen wir auch überhaupt keine Hilfe von außen.“
PD: Na gut, aber wenn ich Sie jetzt so erzählen höre, würde ich schon raushören, dass Sie den Wunsch haben schon wieder mehr im Alltag eingebunden zu sein beziehungsweise selbstständiger zu sein oder eben auch mal wieder unter Leute zu kommen, oder nicht?
MB: Ja, Herr Meyer, da würde ich... das würde ich mir wirklich sehr wünschen. Außer Isolde, meinen Sohn und meinen Mann kommt hier keiner… hier auf dem Land ist es, ist es schon wirklich schwierig ohne ein Auto und ich kann ja schon gar nicht mehr fahren. Ich fahr kein Auto mehr. Und Die Isolde, die würde mich sicher fahren, aber wissen Sie, insgeheim, ich mag sie auch nicht ständig fragen, nach solchen Aktivitäten. Die Melanie, meine Enkeltochter --die hat ja auch ihren Sohn-- und die hat mir neulich erzählt, dass ihre Mama, also die Isolde, nämlich ganz schön erschöpft ist. Und ich hatte mich dann gefragt, ob´s an mir liegen mag, aber was soll ich machen? Ich bin ja nun mal auch auf ihre Hilfe angewiesen und sie macht das ja auch gerne für mich und das sagt sie auch immer so.
PD: Frau Brink, ich würde vorschlagen, ich komme am Ende der Woche nochmal persönlich bei Ihnen vorbei und dann können wir besprechen was wir ändern wollen, bei Ihnen, ja? Das heißt, wir setzen uns mit Isolde und Ihrem Mann zusammen und können dann gemeinsam einmal drüber sprechen. Wann passt es Ihnen denn?
MB: Am Freitagvormittag ist Isolde auf alle Fälle zu Hause, das weiß ich ganz sicher.
PD: Okay, dann halten wir das doch mal so fest. Am Freitag, um 9:30 Uhr, komme ich persönlich zu Ihnen, Frau Brink und bis dahin wünsche ich Ihnen erstmal eine schöne Woche und bleiben Sie gesund!
MB: Ja, danke. Tschüss.
PD: Machen Sie es gut, Frau Brink.